Tag 7: Forest Lodge - Glencoe Mountain Resort
Aufbruch in der Früh
Auch an diesem Morgen war auf den Biorhythmus Verlass. Pünktlich um 5 Uhr machte ich mich auf, um die Schaufel zu schwingen. Dann legte ich mich nochmal ein Stündchen oder zwei aufs Ohr. Als das Lager dann abgebaut und alles wieder wasserfest im Rucksack verstaut war, konnte es weitergehen. Das Wetter sah heute leider nicht so vielversprechend aus wie gestern. Noch dazu kam, dass auch diese Etappe im Reiseführer als nicht besonders leicht bei schlechtem Wetter ausgewiesen wurde. Egal. Frohen Mutes starteten wir dennoch in den neuen Tag. Schließlich konnte sich der Dunst jederzeit verziehen und die Sonne wieder durch die Wolken schauen. An der Victoria Bridge (etwas weiter von unserem Platz entfernt, ca. 500 Meter) stellten wir fest, dass es noch weitere Wildcamper gab, die sich all einen Platz nahe der Brücke ausgesucht hatten. Auch schön, aber die Einsamkeit oben im Wäldchen hatte deutliche Vorzüge. Auf der Brücke selbst bot sich uns ein durch und durch idyllischer Anblick: Am Ufer des wilden Flusses grasten drei Hirsche vor einem atemberaubenden Bergpanorama. Und hier begegneten uns auch ein paar alte Bekannte: Mr. Sandaletti (der, der in Sandalen nach Crianlarich geschlappt war) und die Blumenrucksäcke. Mr. Sandaletti fiel mal wieder mit unlogischem Verhalten auf. Heute ausnahmsweise mit Turnschuhen ausgestattet kam er uns auf dem Weg entgegen und trug eine Tasche in der Hand, nur um uns später wieder zu überholen. Ohne Tasche. Bis er am Ende vom WHW war, war er bestimmt die Strecke doppelt gelaufen und konnte sich mit 310 km in den Knochen brüsten. Wahrscheinlich hatte er aber auch nur sein Gepäck zum Transport gebracht. Wir werden es nie herausfinden.
Trübes Wetter
Schnell verwarfen wir die Gedanken an Mr. Sandaletti und widmeten all unsere Kräfte dem Weg. Es war trüb, ständig nieselte es und kein Baum schützte uns vor dem stetig brausenden Wind. Ganz so, wie der Reiseführer es vorhergesagt hatte. Ausnahmsweise. Wäre das Wetter aber so wie bei unserer Crianlarich-Etappe, wäre es noch viel schwieriger. Könnte also schlechter sein. Eigentlich war der Weg echt nicht schwer, aber aufgrund der Kälte bot sich uns auch keine wirkliche Gelgenheit, sich hinzusetzen und eine längere Pause zu machen. Der Boden war überall durchnässt und ständig nieselte es. Daher zogen wir die Etappe durchs Rannoch Moor nahezu ohn ePause durch bis zum Glencoe Mountain Resort. Dort angekommen schleppten wir uns die letzten Meter zum Café und gönnten uns dort etwas zum Mittagessen, denn die Mägen waren schon wieder leer. Kurz überlegten wir, ob wir mit dem Lift später auf den Gipfel des Berges fahren sollten. Aber 12 Pfund und die hohe Wahrscheinlichkeit, dann oben nichts als Wolken zu sehen, schreckten uns ab. Also blieben wir im warmen Stübchen und mieteten dann den Zeltplatz an. Immerhin konnten wir heute Abend dann heiß duschen. Das Zelt war wie immer schnell aufgebaut und dann platzierten wir unsere Rucksäcke im Trockenraum und setzten uns mit Schlappen (ich zumindest), Ladekabel und Leggings ausgestattet wieder ins warme Café, wo wir den Abend mit Pommes als Abendessen ausklingen ließen. Unten auf der Wiese beim Zelt tummelten sich die Midges richtig und erneut waren wir froh um die Kopfnetze.
Gemütliches Ausklingenlassen
Die Duschen waren super dreckig und kosteten 1 Pfund für 5 Minuten. Ziemlicher Wucher dafür, dass wir mit braunem Wasser duschen mussten und dieses nichtmal richtig ablief, sodass das ganze Bad überflutet wurde und wir dadurch bis zu den Knien in den Schamhaaren fremder Leute stehen mussten. ES war fragwürdig, ob wir nach dem Duschen oder vor dem Duschen dreckiger waren. Anne traf den Nagel auf den Kopf, indem sie feststellte: "Wenn ich jetzt keinen Fußpilz kriege, krieg ich nie welchen." Recht hatte sie. Diesen Spruch übernehme ich wohl in mein Repertoire mit Lebensweisheiten. Nach dem Duschen verzogen wir uns in unser Zelt. Es war unsagbar kalt und wir legten eine Wärmedecke (solche, wie sie in Erste-Hilfe-Kästen sind) unter, um vor Nässe und Kälte doppelt geschützt zu werden. Irgendwann sog uns die Kälte dann in den Schlaf und ich hoffte, am nächsten Morgen wieder aufzuwachen und nicht kläglich als Eisblock in diesem Matschloch zu enden.