Tag 3: Pwylln Farm Camping - West Hook Farm Camping
30.05.2023
Ich werde bereits sehr früh von dem dringenden Bedürfnis, eine Toilette aufsuchen zu wollen, aufgeweckt. Als ich die Vorhänge auf die Seite schiebe, bin ich erneut gebannt von der Schönheit der umliegenden Natur. Auch wenn der Pen Y Fan von dunstigen Schleiern verhüllt ist, verspricht die Luft auch heute gutes Wetter. Dies lässt in mir die Hoffnung aufkommen, dass mein einseitig gebräunter Fahrer-Arm heute vielleicht Ausgleich erhalten könnte. Gemütlich packe ich zusammen und mache mich dann auf den Weg zum Wanderparkplatz und lasse Pwylln Farm Camping hinter mir. Danke, dass ich hier sein durfte.
Auf dem Wanderparkplatz ist es gar nicht so leicht, einen Platz zu finden - der Aufstieg zum Pen Y Fan ist sehr beliebt. Der Reiseführer hatte als Recht behalten. Nicht nur, aber überwiegend einheimische Touristen treffe ich hier an. Ich schnüre meine Wanderschuhe und mache mich auf den Weg. Bereits ziemlich früh muss ich feststellen, dass ich mich zu dick angezogen habe und ärgere mich über den unnötigen Ballast. Ich schwitze und komme ins Schnaufen. Das knappe Jahr Referendariat hat mich unsportlich werden lassen und mich scheinbar jeglicher Muskulatur beraubt. Auch wenn der Anstieg etwas mühsam ist, ist er nicht unmachbar schwer und meines Erachtens nach auch für quasi ungeübte Wanderer machbar. Ich genieße den Ausblick auf dem Gipfel und bin erneut stolz auf mich, dass ich es bis hier geschafft habe, dass ich die Reise angetreten bin und mich nicht habe davon abbringen lassen, dass niemand Zeit hatte. Keine Kompromisse. Ich kann hier oben bleiben so lange ich will. Also esse ich eine Kleinigkeit und genieße die Aussicht. Zudem muss ich feststellen, dass es hier oben doch nicht ganz so unnütz ist, so dicke Kleidung dabeizuhaben. Ich ziehe alles wieder an, denn es weht ein kalter Wind, den auch die starke Sonne nicht ganz auszugleichen vermag. Auch den gesamten Absiteg über lasse ich die dicke Wanderkleidung an, obwohl ich die Feuchtigkeit darunter deutlich spüren kann. Krank werden kann ich jetzt gar nicht gebrauchen. Ich bin gerade so im Flow, dass ich keine Pause machen will. Erst unten am Auto ist es dann wieder Zeit, mich auszuziehen und die Hosenbeine zu kürzen. Und dann geht es auch schon weiter.
2.5 Stunden Fahrt bis zum nächsten Campingplatz. Die Zeit vergeht recht schnell, wenn ich hauch die ganze Zeit über Ausschau nach dem Meer halte. Dieses erblicke ich jedoch erst kurz vor meinem Ziel, als die Straßen so eng werden, dass zwei Autos nur mit Mühe und ab und an auftauchenden Ausweichbuchten nebeneinander passen. Ich erreiche den Hof (ohne Müh' und Not) - aber ich bin tot. Todmüde zumindest. An der Rezeption bin ich überglücklich, dass noch Plätze frei sind und ich sogar wählen darf, wo ich mich hinstelle. Auch wenn meine Mailanfrage vorab zu nichts als der Information, dass es "the busiest time of the year" sei, geführt hatte. Die Dame gibt mir eine Liste mit Plätzen, die noch frei sind und ich laufe los, um sie mir anzuschauen. Leider gibt es auf keinem der Plätze Strom. Zum Glück ist meine Box aber auf 100% geladen. Ich entscheide mich für Nummer 40. Also kehre ich zur Rezeption zurück und bezahle für drei Nächte. Ich beziehe mein Quartier mit grandioser Aussicht aufs Meer und beschließe dann, mir den Platz noch ein bisschen anzuschauen. In der Nähe der Rezeption entdecke ich ein kleines Gatter, das zu einem schmalen und beinahe bewachsenen und felsigen Pfad führt. Ich laufe ihn nach links und finde wundervolle Aussichten auf die schroffen Klippen. Die Farbkombination aus dem satten Grün der Gräser, dem Rosa der Blumen und dem Blau des Wassers regt zum Verweilen an. Dennoch beschließe ich, zurückzugehen und mir etwas zum Trinken zu schnappen, sowie andere Schuhe anzuziehen. Das tue ich dann auch und durchtrete wenige Minuten später erneut das Gatter. dieses Mal laufe ich nach Rechts, weil ich auf Google Maps eine kleine Bucht entdeckt habe. Ich will prüfen, ob man sie von oben erreichen kann. Also folge ich dem Pfad. Zwischen den dichten Blumen, Gräsern und Sträuchern staut sich die von der Sonne erhitzte Luft auf angenehme Weise. Trotz der Nähe zum Meer geht kaum ein Luftzug. Auf dem Zeltplatz war es kälter gewesen. Ich genieße jede Sekunde, auch wenn der Strand leider nicht erreichbar zu sein scheint. Vielleicht auch aufgrund der Flut. Jedenfalls sehe ich aus der Ferne etwas weiter links kleine Figuren auf den Felsen umherspringen. Ich gehe zurück und mache mir etwas zu essen. Dann genieße ich den fabelhaften Sonnenuntergang über dem Meer und lege mich zufrieden in mein Bett.